„Die erste Überraschung nach der Anmeldung zur Ausbildung „Wirtschaftsmediation“ war zu erfahren, dass nun alles online stattfinden wird. Mediation online? – hier wo es auf jedes einzelne Wort ankommt und wo schon ein falscher Wimpernschlag ein falsches Signal setzen kann?
Die ersten Module haben dann schnell gezeigt, dass auch das Online-Format einen geeigneten Rahmen gibt. Natürlich bleiben bestimmte Aspekte außen vor. Die Fußhaltung oder eine unter Tisch geballte Faust, werden mir in den Online-Formaten meistens entgehen. Die Gesichtsmimik und die Sprache des Gegenübers sind hingegen nahezu unverfälscht erlebbar. Alles in allem also eine akzeptable Lösung. Die Module sind durch regelmäßige Pausen strukturiert. Gerade im Online-Format wird hierdurch sichergestellt, dass alle Teilnehmer aufmerksam und konzentriert teilnehmen können.
Die nächste Frage – was wird das für eine Gruppe sein? Werde ich da hineinpassen? Was für Streithähne werden sich hier wohl zu einem Mediationstraining versammeln. Und hier zeigt sich, dass das Interesse für Mediation und die Entscheidung für Zweisicht ein ausreichender Filter und nahezu ein Garant dafür sind, dass man durchweg angenehme Menschen trifft, die sich für Verständigung interessieren und es eher nicht darauf anlegen, andere vor den Kopf zu stoßen.
Die Seminare werden durch Elke Schwertfeger und Christian Bähner geleitet. Gelegentlich kommen auch Sebastian Gerhardt und geladene Gastreferenten mit hinzu. Besonderes wichtig ist es ihnen, zu Beginn und am Ende des Seminartages das Befinden und die aktuelle Verfassung der Teilnehmer zu erfragen. Jeder Teilnehmer beschreibt, was ihn aktuell beschäftigt und wie es ihm geht. Was zunächst fast als Gefühlsduselei anmutet ist Wirklichkeit schon die erste Lektion in Sachen Mediation. Denn hierbei ist es wichtig, dass sich die Parteien der Mediation möglichst schon am Anfang gegenseitig und auch in Richtung des Mediators öffnen: Wie Christian Bähnert es beschreibt: „Dass sie uns und sich gegenseitig einen kleinen Blick in Ihre zuvor mit einer Zugbrücke verschlossene Burg“ gewähren. Es ist ein tragender Aspekt von Mediation, dass Gefühle an- und ausgesprochen werden.
Nach den nun folgenden theoretischen Erläuterungen – immer angereichert mit Sprachformulierungen wie sie für die Mediation typisch sind und von Christian und Elke in der täglichen Arbeit verwendet werden – steigen wir selbst in die Mediation ein. In Rollenspielen fühlen wir uns als Mediator, als Konfliktpartei oder auch in der Rolle eines Beobachters in eine Konfliktsituation ein und wenden die Methodik der Mediation an. Ein Feedback geben sich die Teilnehmer nicht nur gegenseitig, sondern bekommen sie außerdem von Elke und Christian: Was war gut, wovon kann mehr sein, was sollte zukünftig neu hinzugenommen werden. Es geht auch hier immer darum, gegenseitig wertschätzend und im Sinne der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg zu kommunizieren – eine Fähigkeit, die geradezu das Fundament der Mediation ist.
Elke und Christian leben diese Grundhaltung in vorbildlicher und unerschütterlicher Weise vor. Aufgrund ihrer ungeheuren Praxiserfahrung und ihrer Gefasstheit sind Sie Ruhepole und strahlen die für die Mediation so wichtige Lösungsorientierung aus. Und Sie machen Ihren Anspruch deutlich, ausnahmslos allen Menschen auf diese Weise zu begegnen.”
Stuttgart, 18. Mai 2021, Dr. med. Ulrich Kraft