In unserer Reihe „Mediation in der Praxis“ veröffentlichen wir Interviews mit ehemaligen Teilnehmenden der Ausbildung in Wirtschaftsmediation an der Zweisicht.Akademie. In diesem Beitrag berichtet Dipl. Päd. Nina Brieke, Dozentin und Medienpädagogin an der Pädagogische Hochschule Freiburg. Sie war Teilnehmerin der 22. Ausbildung in Wirtschaftsmediation 2016/2017.
1. Was hat Dich dazu bewogen, die Ausbildung in Wirtschaftsmediation zu machen?
Ich war damals auf der Suche nach einer Aus-/Weiterbildung, die mich mit meinem pädagogischen Hintergrund weiter qualifiziert und mir eventuell Möglichkeiten zur beruflichen Veränderung aufzeigt. Ein ganz starker Punkt war außerdem die Chance auf persönliche Weiterentwicklung, insofern war auch von Anfang an klar: Ich lasse mir offen, was ich am Ende genau „damit mache“. Als ich mir die Inhalte der Mediationsausbildung durchlas, dachte ich: Das passt total! Meine Lebensgeschichte ist in Teilen sehr von Konflikten geprägt und hier sah ich die Chance, mich damit konstruktiv und produktiv auseinanderzusetzen.
2. Deine Ausbildung bei Zweisicht ist nun 4 Jahre her. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Die empathische und wertschätzende Haltung von Elke Schwertfeger und Christian Bähner, die sie von Tag 1 (vor-)gelebt haben und die sich tief bei mir und meinen Mitstreiter*innen verwurzelt hat. Die intensiven Erfahrungen als Gruppe, die Aha- Momente und die Erkenntnis, dass die unzähligen Rollenspiele sehr dabei helfen, das Gelernte wirklich nachhaltig zu verankern.
3.Hast Du Dich im Bereich Wirtschaftsmediation danach weiter spezialisiert?
Im Anschluss an meine eigene Ausbildung habe ich als Assistenz eine weitere Gruppe begleiten dürfen. So haben sich die Ausbildungsinhalte noch einmal sehr vertieft und ich konnte Gelerntes aus einer neuen Perspektive praktisch anwenden. Desweiteren habe ich eine Ausbildung zur lösungsfokussierten Coaching bei Jörg Middendorf absolviert, der mit Zweisicht kooperiert.
4. Wie nutzt Du die Mediation heute?
In meinem derzeitigen Berufsalltag lässt sich eine Mediation „von A bis Z“ leider nicht umsetzen. Das ressourcenorientierte Feedback nutze ich konsequent und erfolgreich in der Arbeit mit studentischen Gruppen. Meiner Ansicht nach ist dies ein wertvolles Tool für zukünftige Lehrer*innen und Pädagog*innen. Die Grundsätze der gewaltfreien, wertschätzenden Kommunikation begleiten mich kontinuierlich, indem ich sie selbst anwende oder in Beratungssituationen (beruflich und privat) meinem Gegenüber als Option für Konflikte und schwierige Gespräche aufzeige und näher bringe. Weiterhin bin ich mit ein paar Leuten aus meiner Ausbildung- oder der Assistenzgruppe in Kontakt, um uns auszutauschen und zu üben.
5. Was war bislang Dein größter Erfolg im Bereich Mediation?
Es gibt für mich nicht den einen großen Erfolg. Ich bin einfach froh und dankbar darüber wieviel ich rund um dieses Thema gelernt habe und weiß, es wird mich vermutlich den Rest meines beruflichen und privaten Lebens begleiten.
6. Welche Hürden siehst Du beim Einsatz der Mediation in Deinem Arbeitsfeld?
Wie oben erwähnt kann ich als Mediatorin in dem Sinne an meinem Arbeitsplatz nicht arbeiten. Ganz grudsätzlich halte ich es jedoch für geradezu zwingend, dass sich an Universitäten und Hochschulen eine Kultur der wertschätzenden Kommunikation und des Konfliktmanagements etabliert. Die oft noch verkrusteten Hierarchien und Strukturen, die schier unantastbare Stellung von Professor*innen, oft wenig geschulten Führungskräfte und das fehlen einer internen Kommunikationskultur, führen immer wieder zu schmerzhaften und für die Betroffenen sehr belastenden Konfliktsituationen. Besonders auch in starken Abhängigkeitsverhältnissen wie z.B. zwischen Promovierenden und ihren Doktormüttern und -vätern.
7. Welchen Tipp hast Du für (frisch gebackene) Mediator/innen?
Üben, üben, üben. Auch das kleinteilige Anwenden von Tools ist wertvoll.
8. Hast Du ein persönliches Motto oder Lieblingszitat zum Thema Konflikt, das Dich begleitet?
Da gibt es viele. Ich greife mal raus: „Wer heilt hat recht“. Damit ist in diesem Fall gemeint: Gerade als Anfänger*in ist man schnell mal verunsichert weil man denkt: „Ohje, folge ich jetzt noch dem richtigen Fahrplan und habe Methode xy parat“. Letztendlich geht es vor allem um die Haltung. Wenn die passt, im Sinne der/des Klient*in agiert wird, die Wertschätzung und Zugewandheit spürbar ist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch dass man als Mediator*in/Konfliktberater*in hilfreich sein kann. Wie genau und mit welchen methodischen Kniffen man da hin gekommen ist, ist für das Gegenüber quasi egal.