Mediation in der Praxis – Interview mit Volker Handwerk

In unserer Reihe „Mediation in der Praxis“ interviewen wir ehemalige Teilnehmende der Ausbildung Wirtschaftsmediation an der Zweisicht.Akademie. Heute im Gespräch ist Dr. Volker Handwerk, seit 2013 freiberuflicher Mediator und seit 2017 Systemischer Coach und Supervisor. Er war Teilnehmer der 13. Ausbildung Wirtschaftsmediation 2012/2013 an der Zweisicht.Akademie.

1. Was hat Dich dazu bewogen, die Ausbildung in Wirtschaftsmediation zu machen?

Einige Zeit vor Beginn der Ausbildung habe ich mich damit beschäftigt, was ich nach meinem geplanten Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben neben der Intensivierung meiner Hobbys und meiner Aktivität in der Lokalpolitik noch an „sinnvoller“ Tätigkeit ausüben wollte. Ein guter Freund, übrigens selbst ein bei Zweisicht ausgebildeter Mediator, riet mir, eine Mediations-Ausbildung zu machen, selbst dann, wenn ich später nicht unbedingt Mediationen durchführen wollte. Diesen Rat habe ich befolgt und nach einem Tagesworkshop dann die komplette Ausbildung zum Wirtschaftsmediatior bei Zweisicht absolviert.

2. Deine Ausbildung bei Zweisicht ist nun mehr als 5 Jahre her. Was ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?

Die unglaublich vertrauensvolle Atmosphäre in dem Ausbildungsgang. Alle Teilnehmer und die Ausbilder haben von Anfang bis Ende, auch in durchaus kritischen Situationen, in großer Offenheit miteinander kommuniziert. Da ich in meinem Berufsleben viele Ausbildungskurse besucht habe, habe ich da viele Vergleichsmöglichkeiten. Dazu kommt die große fachliche Kompetenz aller Ausbilder und die menschliche Wärme.

3. Hast Du Dich im Bereich Wirtschaftsmediation danach weiter spezialisiert?

Ich habe zwar die meisten meiner Mediationen im Bereich Wirtschaftsmediation durchgeführt, mich aber nicht darauf spezialisiert. Schon zu Beginn der Ausbildung hatte ich mich erkundigt, wie ich auch im Bereich Familienmediation tätig sein könnte. Nach Durchführung von derzeit etwa fünfzehn Mediationen bin ich seit 2016 lizenzierter Mediator des Bundesverbands Mediation (BMeV). Kurze Zeit später habe ich dann – aufgrund meiner durchgeführten Familienmediationen  – auch die Anerkennung durch die Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation (BAFM) erhalten. Zusätzlich habe ich an Kongressen, Tagungen und diversen Weiterbildungen teilgenommen. Mit 4-5 Terminen führen wir unsere Intervisionsgruppe aus der Ausbildung weiter fort. Und seit Juni 2014 bin ich einer der Leiter der Regionalgruppe Nordbaden im Bundesverband Mediation. Seit Ende 2017 leite ich darüberhinaus die bundesweite Fachgruppe FamilienUnternehmen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienmediation.

Um das Spektrum meiner angebotenen Leistungen weiter zu verbreitern, habe ich zusätzlich eine Ausbildung zum Systemischen Coach absolviert und parallel ich eine Ausbildung zum (Mediations-) Supervisior gemacht.

4. Wie nutzt Du die Mediation heute?

Ich nutze mediative Elemente wo immer möglich im Alltag, habe sicher auch meine Haltung speziell in kontroversen Diskussionen verändert, bin aber besonders daran interessiert, Mediationen professionell anzubieten und durchzuführen.

5. Was war bislang Dein größter Erfolg im Bereich Mediation?

Zusammen mit einer Kollegin aus meinem Ausbildungsgang habe ich in einer Mediation (sechs Personen) in einem sehr schwierigen Umfeld erreicht, dass dieses Team durch die Mediation nun gut zusammenarbeiten kann und sogar in der Lage ist, neu auftauchende Probleme eigenständig anzugehen. Auch unser nach ca. sechs Monaten durchgeführter Termin zum Überprüfen der Mediationsergebnisse hat die Nachhaltigkeit der erreichten Fortschritte bestätigt.

6. Welche Hürden siehst Du beim Einsatz der Mediation in Deinem Arbeitsfeld?

Generell finde ich es schwierig, überhaupt als Mediator angefragt zu werden. Bei mir sind zu Beginn einige glückliche Faktoren zusammengekommen: in meinem privaten Umfeld gab es Bedarf an Mediationen, durch meine politische Tätigkeit hatte ich Kontakt zu Personen, in deren Umfeld Mediationen angefragt wurden und letztlich gab es in meiner damaligen Firma, der SAP, ein Umfeld, in dem Mediationen innerhalb der Firma „vermittelt“ wurden. Nach meiner Ausbildung war ich schnell in den dortigen Mediatorenpool aufgenommen worden.
Hürden für die Mediation sehe ich insbesondere darin, dass das Eingestehen eines Konfliktes in einer Firma oft als Schwäche ausgelegt wird, insbesondere wenn es sich um Führungskräfte handelt.

7. Welchen Tipp hast Du für (frisch gebackene) Mediator*innen?

Ich kann nur empfehlen, im Bekanntenkreis, im Arbeitsumfeld bei Kolleginnen und Kollegen, im Freizeitumfeld und wo immer es sich anbietet, Werbung für das Thema Mediation und einen aktiven, offensiven Umgang mit Konflikten zu machen.
Um „in Übung“ zu bleiben ist der Kontakt zu der früheren Intervisionsgruppe sinnvoll. In dieser Gruppe können die erlernten Techniken weiter durchgeführt werden, eventuell neue dazugelernt und man hat Austausch über das Thema Mediation. Bei mir war es auch noch hilfreich, in einem Mediationsverband einzutreten und in der lokalen Gruppe aktiv zu sein. Dadurch erweitert sich das eigene Netzwerk.

8. Hast Du ein persönliches Motto oder Lieblingszitat zum Thema Konflikt, das Dich begleitet?

Nachdem ich anfangs in naturwissenschaftlicher Weise versucht habe zu ermitteln, ob eine Mediation erfolgreich oder nicht erfolgreich war („null oder eins“), habe ich im Laufe der Zeit gelernt, das Ergebnis einer Mediation anders zu bewerten. Mein jetziges Motto ist: Ich bin mit der Mediation zufrieden, wenn es den Beteiligten nach der Mediation nachhaltig besser geht als vorher.

 

Foto © melhubach Fotografie

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