So nutzen Sie Verletzlichkeit im Job als Stärke – 7 praktische Beispiel für den Arbeitsalltag

Die US-amerikanische Sozialforscherin Brené Brown beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der menschlichen Verletzlichkeit. Ihre Untersuchungen belegen, dass darin eine große Kraft liegt. Sie ist die Voraussetzung, damit Nähe und Verbundenheit, Freude und Kreativität entstehen. Das gilt auch in der Arbeitswelt. In diesem Beitrag haben wir zusammen mit Christoph Rehse sieben Beispiele zusammengestellt, wie Sie Verletzlichkeit auch im Job als Stärke nutzen können. 

1. Fragen Sie nach, wenn jemand im Team bedrückt wirkt.

Wie bewusst, nehmen Sie die Menschen um sich herum wahr, mit denen Sie zusammenarbeiten? Wissen Sie, wie es Ihnen geht? Haben Sie den Eindruck, jemandem aus Ihrem Team geht es nicht gut? Fragen Sie ihn doch mal: „Du wirkst müde (erschöpft, bedrückt, …) wie geht es dir?” Tun Sie das am besten in einem Moment, in dem Sie auch Zeit und Ruhe haben, zuzuhören. Signalisieren Sie echtes Interesse und Sie bekommen eine ehrliche Antwort.

2. Geben Sie offen zu, wenn Sie etwas nicht wissen.

Im Führungskreis werden die Ergebnisse einer Mitarbeiterbefragung präsentiert. Die Ergebnisse sind uneindeutig und schwierig zu interpretieren. Sie könnten jetzt mutig sein und sich verletzlich zeigen, indem Sie zugeben, dass Sie nicht wissen, was die Ergebnisse für das Unternehmen oder Ihren Bereich bedeuten und welche Handlungsschritte Sie davon ableiten sollen. Sie sind wahrscheinlich nicht der einzige, dem es so geht.

3. Sprechen Sie den eigenen Frust an, bevor Sie die „Dinge regeln.”

Sie sind mit der Besprechungskultur im Team unzufrieden. Alle sind in unzähligen Besprechungen und im CC-E-Mail-Ping-Pong so unglaublich beschäftigt, doch beides ist hochgradig ineffizient. Sie haben bereits viele Ideen im Kopf, wie man das besser „regeln” könnte. Verletzlichkeit heißt an dieser Stelle, eigene Lösungsideen hintenanzustellen und zunächst den eigenen Frust anzusprechen, die eigenen Bedürfnisse zu benennen und dann gemeinsam nach Lösungen suchen.

4. Machen Sie den Umgang mit Trauer und Tod zum Thema.

Der Tod gehört zum Leben und dennoch wird der Umgang damit im Arbeitsumfeld oft noch tabuisiert und ausgeklammert. Verletzlichkeit in Organisationen findet auch einen konkreten Ausdruck im bewussten Umgang mit Trauer und Tod. Gibt es aktuell jemanden in Ihrem Team, der trauert? Bedürfnisse von Trauernden können sehr unterschiedlich sein. Gehen Sie in Kontakt und fragen Sie, was Sie und das Team tun könnten, was individuell einen Unterschied macht und gleichzeitig auch verhältnismäßig ist? Was könnte eine „Erste Hilfe“  sein und wie sieht die “Nachsorge” aus? Wer kümmert sich um die Person, ist Ansprechpartner*in in der Organisation für Trauernde?

5. Lösen Sie innere Konflikte bei der Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben im Team.

Am Freitagnachmittag erhalten Sie einen Anruf aus dem Vertrieb. Es geht um einen Notfall: Ein großes Kundenprojekt droht, in diesem Moment von der Kante zu fallen. Sie könnten einen wichtigen Beitrag zur Lösung bieten, aber Sie werden auch bei der Abschluss-Aufführung Ihres Kindes erwartet. Verletzlichkeit meint hier, die Fähigkeit, den eigenen inneren Konflikt offen zu legen und ihn im Team zu lösen. Jede*r kennt solche Momente. Sich als Mensch mit privaten Verpflichtungen zu zeigen, verbindet.

6. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, Stress und Unsicherheiten im Team zu teilen. 

Belastungssituationen in Teams oder Organisationen machen sich durch schlechte Stimmung, Jammern und Klagen bemerkbar. Es wird über die Politik, das Wetter, Führungsentscheidungen, die Auftragslage geschimpft, über andere Mitarbeitende gelästert und hintenherum geredet. Solch ein Verhalten dient der kurzfristigen Entlastung. Echte Entlastung entsteht dadurch nicht, im Gegenteil: Die schlechte Stimmung wird dadurch nur verstärkt. Menschen brauchen in unsicheren Zeiten Trost, Nähe, Anteilnahme. Unterbrechen Sie das Jammern und Klagen und beschreiben Sie die Situation wie Sie ist, zeigen Sie Verständnis für die Sorgen und Unsicherheiten und ermutigen Sie die Mitarbeitenden, persönlichen Stress und Unsicherheiten im Team zu teilen. 

7. Akzeptieren Sie, dass es manchmal keine „Lösung” gibt.

Es gibt Konflikte und Probleme, die lassen sich nicht „lösen”, weder allein noch im Team. Zum Beispiel weil es sich um persönliche Entscheidungen, gesellschaftspolitische Entwicklungen, unerwartete Naturereignisse, eine schwere Krankheit oder Ähnliches handelt. Halten Sie diese Momente aus, in denen es keine Lösung gibt, ohne in Aktionismus zu verfallen?  Aktionismus übertüncht die menschliche Verletzlichkeit. Schnell sind wir dabei, Sicherheit im Tun zu suchen. Wir transformieren Angst und Trauer in Arbeitswut, um sie nicht fühlen zu müssen. Dabei zeigen uns eben diese Momente und die damit verbundenen schwierigen Gefühle, wie wertvoll unser Leben ist. Akzeptieren Sie, dass es manchmal keine Lösung gibt – egal wie sehr Sie sich anstrengen. In diesem Bewusstsein können Sie leichter mit (kleinen) Verlusten umgehen, eigene Ideen loslassen, den Weg der anderen mitgehen. Ist das vielleicht die Lösung?

Seminar: „Verletzlichkeit & Mitgefühl in Organisationen“ an der Zweisicht.Akademie in Freiburg

An der Zweisicht.Akademie in Freiburg bieten wir das Seminar Verletzlichkeit & Mitgefühl in Organisationen. Christoph Rehse, Leiter für Nachhaltigkeit und Kommunikation in einem mittelständischen Unternehmen, erarbeitet mit Ihnen Wege zu einer nachhaltigen und menschengerechteren Organisation in Anlehnung an Brené Brown, Worline & Dutton, Gerald Hüther u.a. Die nächsten Termine für dieses Seminar finden Sie in unserem Seminarkalender.

Buchtipp:

Brené Brown. Verletzlichkeit macht stark. Wie wir unsere Schutzmechanismen aufgeben und innerlich reich werden

Kailash Verlag 2017

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